Letztes Spiel – letzte Niederlage
Im alten Rom gab es so einige Despoten am Rande des Wahnsinns oder schon mitten drin: Nero oder Caligula. Aber der Kaiser mit dem höchsten Skandalpotenzial war Elagabal, der als Priester hüpfend und tänzelnd den Sonnengott anbetete, der während des Dinners Leoparden auf seine Gäste hetzte, Schlangen auf das Publikum im Circus Maximus losließ. Elagabal fuhr durch Rom nackt auf einem Wagen – gezogen von nackten Frauen. Er ließ sich eine künstliche Vagina anfertigen, um Männer und Frauen gleichzeitig beglücken zu können. Und Elagabal baute sich einen Selbstmordturm, von dem er sich herabstürzen wollte – auch sein Tod verdiene es nämlich, einzigartig zu sein, meinte der wahnwitzig-unterhaltsame Despot. Zur Einweihung seines Turms kam es nie – die Prätorianer brachten den Kaiser um und warfen die Leiche in den Tiber. Der Senat ließ alle Erinnerungen an Elagabal tilgen. Geblieben sind nur diese Anekdoten.
Da waren´s nur noch acht. Oder neun. Nee, zehn: Gesundschrumpfen, um breiter zu werden
Was bleibt nach zehn Spielzeiten von der BSG, was wird sich die Nachwelt über Potsdams erste orangefarbene Fußballmannschaft erzählen? Vielleicht Geschichten wie die über George Turklebaum, der fünf Tage tot an seinem Schreibtisch im Großraumbüro saß und keiner der Kollegen bemerkte es. Oder die der nassen Katze in der Mikrowelle. Nichts dran, alles ausgedacht, jeder erzählt es gern weiter – kribbelt doch so schön unter der Epidermis. „Friend of a friend tales“ nennt man das im Englischen. „Die BSG? Oh, da könnte ich Geschichten erzählen...“ Fast vierzig Spieler standen seit 2006 im Kader, in der Mehrzahl Fußballlegastheniker. Schwäche gebiert Verzweiflung? Nicht so bei der BSG: Spaßfußball kann man auch mit zwei linken Füßen spielen. Genau das ist die Quintessenz.
"Handeln ohne Vision ist nur totgeschlagene Zeit. Vision ohne Handeln ist bloß Tagträumerei. Doch Vision mit Handlung kann die Welt verändern.“ Dieses Zitat hat nichts mit dem gestrigen Abschlussspiel zu tun. Auch nichts mit der BSG Spielverständnis. Dieses Zitat ist ein gutes Beispiel dafür, wie blöd wohlklingende Zitate sind, wenn sie in keinem Zusammenhang stehen. Es lebe das Handeln ohne Visionen! Das Balltreten, ohne Meister zu werden. Das Spielen, ohne zu siegen. Das Grätschen, ohne sich zu verletzen. Alkoholfreies Bier trinken, mit der Vision, im Hirn frei zu werden. Oder Sojabratwurst essen, um keine Wurst zu mampfen. Das ist Handeln mit Visionen – mit dem Wissen, dass Visionen Visionen bleiben!
Ente gut, alles gut - Die BSG findet Ersatz für Punktspiele
Ganz unspektakulär und ohne größere Öffentlichkeit hat die BSG Spielverständlich nun ihr vorerst letztes Spiel in der Freizeitliga Staffel B Havelland Mitte absolviert. Eine Spielzeit Pause. Mindestens. Nur Freundschaftsspiele. Der Wunsch, eine Sehnsucht nach Sehnsucht aufzufrischen, den Hunger nach Adrenalin zu erfrischen, sich auf die Basics zu besinnen. Nein, es wird keine Spielberichte geben. Nein, wir reisen nicht mehr nach Schenkenhorst, Michendorf, Beelitz. Nie mehr zum Stern, nicht in die Waldstadt oder zum Glienicker Horn. Auch nicht auf die Sandscholle. Wir spielen nicht auswärts zu Hause oder zu Hause auswärts.
Mal sehen, was übrig bleibt. Immer montags um 21.30 Uhr am Kofferraum auf dem Parkplatz, am Babelsberg, auf der Sichtachse. Mit Bier und Kippe. Zeigen wird sich, wie stark die alte Tür zugeschlagen. Und die neue sich öffnet.
Zitat des Spieltages: „Ohne Freizeitliga fehlt mir der Ehrgeiz.“ Schrotti
BSG Spielverständnis Potsdam gegen UFK Potsdam Freizeit 2 : 7
Aufstellung: Robert – Christoph – Klaus – Mike – Tom – Guido – Jan-Kay – Kay
Pfeifenmann: Doc Uwi
Getränkeservice: „Klaus´ Aussteuer“